Kurt Merk
*16.01.1924
✝12.02.2012
Kurt Merk
1924 in Nürnberg geboren
1939/42 Lithographen-Lehre und Besuch der Mal- und
Zeichenschule Hoppenlau in Stuttgart
1946 Kontakt zum Kreis um Willi Baumeister
1964 Umzug nach München
Hier findet ihr den Lebenslauf mit zusätzlichen Hinweisen auf Ausstellungen und Verkäufe.
Zur Malerei möchte ich euch eine Rede meines Vaters zu einer Ausstellungseröffnung nahebringen:
Was denkt der Maler während er malt? Obwohl das schwer zu ergründen ist, will ich euch einige Vorgänge verraten, die einem malenden Menschen vertraut sind und aus denen man einige Schlüsse ziehen kann.
Das Ganze beginnt mit einem kleinen Ausschnitt aus unserer weiten Welt, der als Idee dem Maler schon seit langem nicht von der Seite gewichen war und den er nach einigem Hin und Her zum Thema für ein neues Bild bestimmt. Dieser Gedanke kann sich über Jahre hinweg ziehen. Die Malerin oder der Maler, ohne Unterschied in ihrer Arbeit, überlegen die Anordnung der Formen, setzen die erste Farbe auf das Papier, auf die Leinwand, Karton oder Holz, was es auch sei - und schon ist es passiert: Sie können nicht mehr zurück und das Abenteuer, das einer Idee entstammte, hat begonnen.
Noch wissen wir nicht, was im Kopf des Malers vor sich geht, er äußert sich auch nicht dazu; vielleicht sind seine Gedanken nicht in Worte umzusetzen und entstehen auf der Leinwand, wo sie zu entziffern sind.
Während seiner Arbeit dauert es nicht lange, bis die Phantasie mit ihren ständigen Einflüsterungen versucht, ihn von seinen Plänen abzudrängen, zu einem kleinen Ausflug zu verführen, denn so ein Thema ist recht variabel. Der Maler, wenn er stark ist, entkommt den mehrstimmigen Verlockungen, besinnt sich wieder und findet seinen Weg, ohne rechts und links zu schauen. Doch unvermutet entdeckt er vor seinen Augen etwas Neues: Die Bedeutung der Farben hat sich unbemerkt verändert, weil neue hinzugekommen sind, und auch die Form ist nicht mehr die alte - und was ist mit dem roten Faden seines Themas? Der hat sich bereits irgendwo im Hintergrund verloren. Was des Bildes Glück sein könnte, denn endlich hätte jenes unbekannte Land durch seinen Zauber den Maler eingefangen, und wer dem folgte, kehrt nicht zurück, sagt man.
Für jeden Maler kommt einmal der Tag, an dem er zweifelt. Zunächst einmal an seinen Bildern, dann an sich selbst. Hat er es mit einem Aquarell zu tun, richtet sich sein Zorn mitunter gegen das Papier, das aus unerfindlichen Gründen die Farbe keinen Millimeter fließen lassen will, so dass er nur zwei Möglichkeiten vor sich sieht: Je nach Veranlagung und Temperament zerreißt er es gleich zu Beginn oder er macht grimmig weiter. Zu Letzterem ist anzumerken, dass er bei diesem Kampf eventuell als Sieger dastehen könnte - doch nur gegenüber der Materie, denn seine Seele ist verwundet und er schwört, nie wieder eine Farbe auf missratenes Papier zu setzen.
Ansprüche hat er und ist kritisch gegen sich und seine Arbeit. Aber wie ein jedes Abenteuer sein tieferes Geheimnis stets erkennen lässt, wenn es schon zu Ende ist, weiß auch der Maler erst nach dem letzten Pinselstrich, was er da gemacht hat.
Man kann nach diesen Schilderungen annehmen, Malerei habe nur mit Zweifeln, Verführungen, Schwierigkeiten und Wutanfällen zu tun. Doch während des Entstehens eines Bildes oder beim Betrachten kurz vor der Vollendung kann Freude aufkommen, die sich mitunter zur Begeisterung steigert, oder gar zur Euphorie hochschaukelt, dass es manchmal nicht mehr weit ist bis zur Überheblichkeit. Hier kann man leicht erkennen, wie gefährlich jene Bahn ist, auf der wir uns bewegen.
Nach diesen kurzen Anmerkungen über das Malen eines Bildes wissen wir zwar noch immer nicht, was der Maler beim Malen wirklich denkt, aber vielleicht erzähle ich euch ein andermal mehr darüber, denn auch dieses Thema ist unerschöpflich.
Ich wünsche euch bei eurem virtuellen Rundgang eine positive Betrachtungsweise und denke, das haben die Bilder verdient. Viel Spaß!
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