Indien
13.02. - 06.03.2010
Diese Reise ist eine Tour mit meiner Freundin Graciela, mit der ich 3 Wochen lang durch Indien gereist bin. Viel Spaß bei unseren Erlebnissen!
Unser Flug von München über Wien nach Delhi ist sehr pünktlich und so landen wir nach 6000 Flug-Kilometern mitten in der Nacht in Indien. Gleich hinter dem Ausgang geht es zu wie verrückt. Es stehen hier hunderte von Leuten, die entweder jemanden abholen wollen, ein Taxi anbieten möchten, das Gepäck tragen, Geld wechseln oder einem sonst wie behilflich sein möchten. Wir sehen sofort unseren Fahrer vom Hotel, der mit einem Schild mit meinem Namen drauf, auf uns wartet.
Wir fahren über übelste Straßen in die Stadt rein. Überall brennen Feuer und Menschen sitzen in dünne Decken eingewickelt einfach auf dem Gehweg. Überall ist Baustelle und mittendrin hausen die Menschen in zusammengezimmerten Bretterbuden oder schlafen einfach auf dem nackten Boden im Freien.
Nicht unser Hotel
Ein absolutes Chaos und ein Gestank nach Abgasen und wir sind froh, dass wir nicht im Sommer hier sind, denn ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schlimm die Smogglocke dann ist. Hier sieht man immerhin ab Mittag die Sonne, wenn auch trübe. So ähnlich wie in München, wenn die Sonne in der Früh ewig nicht aus dem Nebel kommt. Wenn man so aus dem sauberen München kommt, dann ist das hier der absolute Wahnsinn. Für mich, wie ihr euch denken könnt, aber im positiven Sinne, denn der Trubel hier ist einfach genial. Auch wenn es an manchen Ecken stinkt, dass man gleich kotzen könnte. Hier z.B. ein Deluxe-Urinal, das nicht wirklich Deluxe gerochen hat.
In einer Seitenstraße hält unser Taxi, gerade in dem Moment als ich zu Graciela sagen wollte, dass wir wohl soeben durch die Slums gekarrt werden. Hier soll unser Hotel sein, oh Gott! Graciela sagt sofort "hier bleib ich nicht" und als wir den Namen des Hotels sehen, wissen wir was passiert ist. Zunächst hatte ich in diesem Hotel, vor dem wir gerade stehen, reserviert. Da wir aber dann einen Tipp für ein anderes, besseres Hotel bekommen haben, habe ich die Reservierung hier storniert und woanders reserviert. Scheinbar hat das Hotel diese Stornierung nicht bekommen und wir sind am Flughafen beim falschen Fahrer eingestiegen. Mist, nun steht natürlich der Fahrer des richtigen Hotels noch am Flughafen. Wir rufen im Cottage Yes Please-Hotel an und geben Bescheid, dass hier ein Irrtum passiert ist und der Fahrer nicht mehr länger auf uns warten muss.
Da es bereits weit nach Mitternacht ist, entscheiden wir, es für diese eine Nacht mit dem Hotel zu versuchen. Na ja, es ist alles sauber, keine Kakerlaken oder andere Ekeltiere und es gibt sogar einen Boiler für heißes Wasser. Die Dusche ist so verkalkt, dass da nur noch ein Rinnsal rauskommt und somit der Heißwasserboiler nicht wirklich etwas bringt, aber zumindest ist das Bettzeug sauber und wir kommen sogar Klopapier und frische Handtücher. Wir sind erst um 1.30 Uhr im Bett und todmüde.
Aber bereits um 5 Uhr tönen aus übergroßen Lautsprechern direkt neben unserem "Balkon" die ersten Gebete durch unsere Ohrstöpsel.
Das war es dann mit Schlafen für uns, wir checken sofort aus, denn hier wollen wir keine weitere Nacht bleiben. Durch absolut verdreckte Gassen bahnen wir uns mit unserem Gepäck den Weg zum ursprünglich reservierten Hotel.
Wie schaut´s denn hier aus?
Der kurze Fußmarsch dorthin ist mehr als abenteuerlich und wir müssen höllisch aufpassen, nicht in irgendwelche ekligen, matschigen und undefinierbaren Dinge, die auf dem Boden liegen, reinzutreten. Überall Kühe, die Müll fressen, Brodelstuben, aus denen es duftet, Leute die uns was verkaufen wollen oder uns per Rikscha sonst wohin befördern wollen, Tuc Tucs, Motorräder, Fußgänger, Karrenschieber oder Lastenträger. Und Menschen über Menschen, eine Lautstärke, Hupen, Schreien – unglaublich! Man kann das nicht mit Worten beschreiben, man muss es einfach erlebt haben.
Auch hier vor dem Hotel mit dem lustigen Namen "Cottage Yes Please" sieht es aus wie bei Schweins unterm Sofa. Wir haben total Glück und unsere Zimmer sind noch nicht vergeben. Eine Wohltat, schön sauber, mit funktionierendem Heißwasser, zwei getrennten sauberen Betten und überhaupt alles super. Hier bleiben wir, auch wenn die Umgebung außerhalb des Hotels nicht gerade ansprechend ist.
Bevor es mit dem Reisebericht weitergeht, möchte ich euch noch ein paar Daten, Zahlen, Fakten geben:
Delhi, am Ufer des Yamuna-Flusses gelegen, kann mit seinen geschätzten 14 Millionen Einwohnern wirklich nur als Molochstadt bezeichnet werden. Wer nun hier ankommt und erwartet, prunkvolle Paläste und schön gepflegte Flanierstraßen anzutreffen, wird erst mal enttäuscht sein. Es erwartet einen außer einem absolut dichten Smog, der die Sonne nicht so richtig rauskommen lässt Lärm, Dreck, Hektik und Gestank!
Indien hat ca. 1,3 Milliarden Einwohner und ist somit nach China das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Das Ganze auf einer Fläche von 3 Millionen qkm (ca. 9x so groß wie Deutschland).
Bezahlt wird in Rupien und die kleine Währung heißt Paise. Die ist allerdings eigentlich nichts wert, denn eine Rupie sind ca. 1,6 cent).
Gegenüber unseres Hotels ist ein kleines Café, in dem es gar nicht so schlecht schmeckenden Milchkaffee und sehr leckeres Rührei in diversen Formen gibt. Auch der Masala-Tee ist genial. Hier stärken wir uns erst mal für unsere Besichtigungstouren.
Zu Fuß durch Delhi
Wir streifen durch die Gassen und wundern uns nicht mehr, dass es hier ständig Stromausfälle gibt.
Wir besichtigen das Rote Fort, das 1648 von Mogul Shah Jahan aus rotem Sandstein erbaut wurde. Es ist eines der Prachtstücke des Mogul-Reiches. Hier ist der Gegensatz zwischen dem Dreck und der Armut auf den Straßen und dem Prunk ein absoluter Schock.
Wir nehmen uns dann eine Riksha, denn im Dunkeln wollen wir nicht mehr durch die Gassen von Old Delhi laufen, sondern uns lieber alles in gemütlichem Tempo fahrend anschauen. Dazu habe ich hier ein kleines Video angehängt.
Nachdem wir den ganzen Tag auf unseren Füßen verbracht haben, freuen wir uns jetzt auf das Hotel und eine Dusche, bei der eine ziemliche Schmutzbrühe von unseren Körpern runtergeht.
Am nächsten Tag wollen wir den Lakshmi-Narayan-Tempel besichtigen. Dieser wurde 1938 von Mahatma Ghandi eingeweiht. Narayan ist in diesem Fall der Gott Vishnu und seine Frau Lakshmi die Göttin des Wohlstandes. Wenn ihr nun in den nächsten Bildern ein "Hakenkreuz" seht, so hat das absolut nichts mit dem Dritten Reich zu tun. Es handelt sich um die Swastika. Der Name kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Glücksbringer, ein Symbol, das schon über 6000 Jahre alt ist. Das Swastika-Symbol kann man in Indien überall kaufen, es wird ähnlich wie bei uns das Hufeisen über die Eingangstür gehängt. Für uns Deutsche ist es zunächst eher befremdlich, weil wir natürlich etwas ganz anderes damit in Verbindung bringen.
Wir reservieren im Touristik-Büro für morgen ein Auto mit Fahrer, denn wir wollen einen Tagesausflug zum Taj Mahal machen.
Die Bezeichnung "Überladung" kommt definitiv aus Indien
Unser Fahrer ist superpünktlich vor unserem Hotel und so fahren wir in 4 Stunden nach Agra, wo wir das Taj Mahal anschauen wollen. Um 6 Uhr morgens sehen wir viele Menschen auf den Feldern kauern und wir fragen uns zunächst, was die da machen. Bis uns klar wird, dass die dort mangels Toilette ihr Geschäft verrichten. Das nenne ich mal kostengünstige Düngung!
Wir fahren über die Autobahn, aber schnell voran kommt man dort nicht, denn es dürfen Fahrzeuge aller Art dort fahren. Hier sehen wir auch, dass der Begriff "Überladung" in Indien entstanden sein muss:
Taj Mahal
Das Taj Mahal liegt ebenfalls am Yamuna-Fluss und ist ein absolut fantastischer Bau. Jeder hat es schon auf Postern oder im Fernsehen gesehen, aber wenn man selbst davor steht, ist das nochmal etwas ganz anderes. Ein Koloss aus weißem Marmor, ein 58 Meter hohes und 56 Meter breites Mausoleum, das auf einer 100 × 100 Meter großen Marmorplattform in der Form einer Moschee errichtet wurde. Der Großmogul Shah Jahan ließ es 1653 zum Gedenken an seine im Jahre 1631 verstorbene große Liebe Mumtaz Mahal errichten.
Durch die absolut perfekte Harmonie und Symmetrie hat man den Eindruck von schwebender Leichtigkeit. Dies wird auch durch den Wassergraben verstärkt, der auf das Taj Mahal zuführt.
Danach machen wir noch einen Abstecher per Fahrrad durch den Vogelnationalpark Keoladeo. Wir haben einen Guide mit Fernrohr dabei, damit wir die Vögel auch gut sehen können: es gibt Adler, Reiher, Löffler, Kraniche, Störche, Eulen, Eisvögel und diverse andere Sorten, die er uns zwar alle auf Englisch nennt, aber wir keine Ahnung haben, wie sie denn auf Deutsch heißen. Außerdem gibt es hier Antilopen und Schakale, die wir auch sehen. Alles in allem ein super gelungener Tag.
Lediglich die 4,5 Std. dauernde Rückfahrt nach Delhi über eine absolut üble Schlaglochpiste, die allein schon eine Stunde in Anspruch nimmt, ist absolut schrecklich. Wir haben die starke Vermutung, dass unser Fahrer gar nicht so genau weiß, wo er ist, da er öfter anhält und fragt. Danach geht es den Rest der Strecke auf einer Richtung Delhi total verstopften Autobahn.
Manchmal geht gar nichts mehr weiter aber irgendwie entwirrt sich dann das Knäuel aus stinkenden Lkws, Fahrrad- und Motorradrikschas, Radfahrern, Kühen, Pferdefuhrwerke, Pkws und sich in jede kleinste Lücke reinzwängende Motorradfahrer. So wird eine 2-spurige Autobahn mal schnell zu einer 5-spurigen gemacht, an Linien, die es eigentlich eh nicht gibt, hält sich hier keiner.
Stromausfälle und die ersten Souvenirkäufe
Am nächsten Tag verbringen wir den halben Vormittag im Internetcafé und kümmern uns noch um einige Reservierungen für den weiteren Verlauf der Reise.
So ein Internet-Café stellt man sich ja schon ganz nett vor, das hier ist allerdings nur ein absolut heisser Raum mit x Bildschirmen, die aussehen, als hätten sie einen Sandsturm hinter sich und ich bin immer wieder überrascht, dass hier noch alles funktioniert.
Hier schreibe ich auch den ersten Reisebericht, aber immer wieder gibt es Stromausfälle. Ich gehe am Schluss dazu über, den Text erst mal in Word zu tippen und alle paar Minuten zu speichern, denn es dauert immer bis die den Generator vor der Tür des Internet-Cafés anwerfen.
Danach fahren wir zu einem sog. "Cottage Emporium" mit der neuen U-Bahn. Dort sind die Preise für Kunsthandwerk festgelegt, man kann also nicht handeln. Hier wollen wir einen Eindruck bekommen, was alles kostet.
Mit einem Tuc Tuc (3-rädriges Motorrad mit zwei Sitzplätzen hinten drauf) geht es dann zu einem schönen Tempel. Danach kaufen wir Stoff, Kissen, Bettüberwürfe in einem tollen Laden ein. Ich könnte mich hier blöd kaufen, es ist alles wunderschön. In einem der Läden spricht mich der Verkäufer an, ob wir nicht verheiratet seien. Gleich wird der Finger mit dem fingierten Ehering vorgestreckt. Doch, ja, aber der Mann ist zuhause geblieben. Ich hätte aber einen sehr verständnisvollen Mann, meint da der Verkäufer, dass er mich solange alleine von zuhause weg lässt.
Dann fahren wir ins Hotel, kaufen noch Obst ein (natürlich nur nach dem Motto „cook it, boil it, peel it, or forget it“) und jetzt sitzen wir hier, checken gerade die Reservierung für unseren Fahrer morgen und dann werden wir noch schön essen gehen. Direkt gegenüber vom Hotel ist ein Restaurant, in dem viele Touristen verkehren, es demnach auch einigermaßen sauber aussieht und man auch kein offenes Wasser, sondern direkt nur verschweißte Plastikflaschen bekommt. Hier wissen sie schon, dass Touristen das Leitungswasser nicht trinken können.
A propos Essen:
Ich wollte ja an den diversen Ständen etwas essen, aber nachdem ich am ersten Tag gesehen habe, wie dort die Teller abgespült werden (nämlich im Rinnstein), habe ich es mir doch anders überlegt. Und ihr kennt mich und meinen Saumagen ja, und das will dann schon was heißen.
Tagsüber essen wir meistens Bananen, heute haben wir auch Äpfel und Papaya gekauft.
Wie die meisten Leute von Indien berichten, genauso ist es auch:
Entweder man liebt es oder man hasst es. Ihr könnt euch sicherlich vorstellen, das für mich bereits jetzt feststeht, ich werde wiederkommen, denn mich fasziniert das Land sehr.
Auf der einen Seite könnte man wirklich kotzen, so stinkt es, dann duftet es wieder nach Weihrauch, Duftstäbchen oder leckerem gebrutzelten Essen, Gewürzen oder frisch gebackenem Brot in den verschiedensten Sorten. Dass, was man in Deutschland bekommt ist nur ein ganz kleiner Teil der Vielfalt, die man hier kriegt. Wenn man durch die Straßen und Bazare läuft, braucht man eine ziemlich gute Reaktionsfähigkeit. Von allen Seiten kommen Passanten, Rikschafahrer, TucTucs, mit Lasten beladene Karrenschieber und das noch dazu auf der "falschen" Seite, denn in Indien herrscht Linksverkehr. So haben wir unsere liebe Not, springen oft zur Seite und kommen aus dem Schauen gar nicht mehr raus. Meistens sind WIR aber für die Inder das größere Verkehrshindernis, wenn wir wieder mal zum Fotografieren stehen bleiben. Wenn wir ganz große Straßen überqueren müssen, dann meistens im Windschatten von anderen Passanten, aber auch das kriegen wir mittlerweile recht gut hin.
Das Chaos auf den Straßen spottet wirklich jeder Beschreibung. Es gibt fast keine Ampeln, der Verkehr wird nur durch Hupen und Aufblenden (bei Nacht) geregelt. Dass sogar auf der Autobahn auch Autos, Kühe, unbeleuchtete Radler und Fußgänger unterwegs sind, stört niemanden. Die einzige Regel, die wir bisher feststellen konnten ist, dass links gefahren wird :-)
Auch das Elend und die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind wirklich unfassbar. Da liegt ein total verkrüppelter Bettler direkt vor dem Benetton-Shop oder zwei Kinder schlafen auf dem Mittelstreifen einer 4-spurigen Straße im Dreck, während eine Limousine vorbeisaust. Einfach ist das bestimmt für mich auch nicht, sowas zu sehen, das könnt ihr mir gerne glauben. Und definitiv nichts für Leute mit schwachen Nerven.
Schade, dass man im Internet keine Geruchs- und Geräuschproben posten kann, daher noch ein Video, in dem man zumindest die Huperei hört.
Frage des Tages: Kann man einen Führerschein haben, ohne lesen und schreiben zu können?
Antwort: ja, in Indien ist es möglich
Über BMW hatten wir schon von Deutschland aus ein Auto mit Fahrer für die Rajasthan-Tour organisiert.
Am nächsten Morgen werden wir dann von unserem Fahrer, der uns die nächsten 6 Tage begleiten wird, pünktlich vor dem Hotel abgeholt. Er kommt uns gleich zu Beginn irgendwie reichlich nervös vor.
Über die Autobahn geht die Fahrt in Richtung Jaipur. Nach der Mittagspause will ich ein bisschen Konversation mit unserem Fahrer machen, aber ganz schnell stellt sich heraus, dass er des Englischen nicht mächtig ist. Na toll, wie soll denn da eine Verständigung klappen? Außerdem hatten wir extra einen englischsprachigen Fahrer angefragt, dafür zahlen wir ja auch gutes Geld. Aber o.k. wir werden mal versuchen, ob wir uns mit ihm nicht mit Händen und Füßen irgendwie verständigen können. Als wir uns dann Jaipur nähern und er schon zum dritten Mal fragt, wie das Hotel heisst, obwohl der Ausdruck mit Name und Adresse des Hotels bereits neben ihm liegt, wird uns klar, er kann auch nur Hindi lesen, wenn er überhaupt lesen kann. Na klasse! Wir fragen uns gerade, wie er denn dann einen Führerschein bekommen hat, geschweige denn überhaupt nach Jaipur gefunden hat.
Er braucht ca. 1 geschlagene Stunde, um das Hotel in Jaipur zu finden. Dabei fragt er ungefähr 10 Leute und findet es doch nicht. Auch mit meinem Stadtplan kann er offensichtlich nichts anfangen. Als wir endlich am Hotel sind, sind wir mehr als froh.
Das Hotel ist klasse, eine alte Villa mit riesengroßen Zimmern und einem großen Garten davor. Hier gibt es sogar einen Wäschedienst und da wir ja nicht gerade viele Klamotten dabei haben, geben wir diese zum Waschen. Alle Klamotten, die innerhalb der letzten 4 Tagen Indien total verstaubt sind kosten ca. 1,50 €, waschen und bügeln inbegriffen. Auch das Essen ist super günstig, mehr als 10 Euro haben wir überhaupt noch nirgends bezahlt, auch wenn wir schon in ziemlich guten Lokalen sind.
Unterwegs in Jaipur
Jaipur ist mit 2,3 Millionen Einwohnern eher eine Kleinstadt, verglichen mit Delhi.
An einem Stand in Jaipur kaufe ich mir dann doch mal eine selbstgemachte total scharfe Chipsmischung, echt genial.
Am Abend wollen wir dann mit unserem Fahrer, da wir ja nun schon mal einen haben, in die Stadt fahren, weil wir uns von dem oberhalb der Stadt gelegenen Nahargarh-Fort die Stadt beim Sonnenuntergang anschauen wollen. Das Ganze entwickelt sich zu einem Ding der Unmöglichkeit, da er uns nicht versteht. Auch mit einer Übersetzung zwischen Rezeption und ihm klappt es nicht. Also fahren wir mit einem Tuc Tuc hin, laufen auf den Berg und genießen den Sonnenuntergang über der Stadt. Einfach gigantisch! Und auch wenn wir vorher durch eine Horde bettelnder Kinder durchmussten, kann uns das die Laune nicht verderben.
In der Dunkelheit kommen wir zurück und unser TucTuc Fahrer hat natürlich auf uns gewartet, da er meint, dies sei keine gute Gegend für uns. Natürlich will er uns unbedingt zu einem Lokal fahren, in dem er wahrscheinlich Provision bekommt. Wir bedanken und und sagen ihm, dass wir nur zum nächsten Stadttor möchten. Er schlägt vor, morgen mit uns zu den besten Läden zu fahren. Nein, danke. Wir zahlen unseren Preis, der im Übrigen ganz seltsamerweise immer günstiger wird, je länger wir hier sind. Sehen wir plötzlich Indien-erfahrener aus?
Wir laufen in der Dunkelheit noch durch die Gassen, in denen jetzt am Abend das Leben nur so brodelt. Ich bin total begeistert. Es gibt Freiluftbarbiere, Freiluftbüglerinnen, Brodelstuben mit teilweise undefinierbaren Speisen, lecker aussehenden Süßigkeiten. Ständig müssen wir aufpassen, um nicht von Rikshas, TucTucs, Kamelkarren oder Motorrädern überrollt zu werden. Wir sind total begeistert, aber Hunger haben wir schon ohne Ende.
Mittlerweile sind wir dazu übergegangen, Frauen, Ehepaare oder Händler zu fragen, die uns nicht abzocken wollen und das klappt auch jetzt wieder total gut. Wir fragen eine Frau nach einem guten Restaurant. Sie und noch ein Mann, der zufällig vorbeikommt, halten einen Riksha-Fahrer an, der uns für 30 Rupien (= 50 cent) (ich sag ja, es wird immer günstiger) zu einem Restaurant fährt, in dem es vor allem Tandoori-Gerichte gibt. Es ist dort so lecker, dass wir beschließen, am nächsten Tag wieder dorthin zu gehen.
Mit einer Motorrikscha, der dann 100 Rupien (1,70€) !!!! verlangt und dann noch Trinkgeld haben will, fahren wir zum Hotel zurück. Trinkgeld gibt´s bei dem Horrorpreis keines mehr, wir steigen einfach aus und verschwinden. Morgen will er um 9 Uhr hier wieder auftauchen und uns zum Shoppen fahren, wahrscheinlich in die Shops seiner Brüder und Schwager. Wir sagen ihm, dass wir einen Fahrer haben, was er aber natürlich nicht glaubt. Wer hat schon einen Fahrer und nützt ihn dann nicht?
Am nächsten Morgen geben wir unserem Fahrer nochmal eine Chance, einen Plan in Hindi vom Hotel und sagen ihm, zu welchem der insgesamt 8 Stadttore wir wollen. Er findet nach 20x fragen nicht mal eines davon. In der Nähe des Basars, wo wir gestern schon mal waren, steigen wir einfach aus. Der Typ geht einfach gar nicht. Mittlerweile ist es sicher, dass er nicht lesen kann, denn den Zettel mit dem Namen des Stadttores in Hindi hält er den Leuten immer falsch herum vor die Nase.
Zuerst laufen wir zum Hawa Mahal, dem "Palast der Vier Winde". Dieser Palast ist eigentlich nur eine Fassade. Früher wurde er benutzt, damit die Haremsdamen des Palastes hinter den kleinen Fensterchen die prunkvollen Festumzüge auf der Straße betrachten konnten, ohne selbst gesehen zu werden. 1799 wurde das Gebäude von Maharaja Pratap Singh II. erbaut und mit 5 Stockwerken und 953 Nischen und Fenstern versehen. Auch hier wird wieder der verschwenderische Stil der Rajputenfürsten offensichtlich.
Bewaffnet mit einem Audioguide schauen wir uns dann den Stadtpalast von Jaipur an. Die Gebäude aus Marmor, die verschiedenen Säle, angefüllt mit den tollsten Schätzen sind unbedingt einen Besuch wert. Mit Gold und Edelsteinen besetzte Kleider, Schmuck, Waffen, goldene Wasserhähne, mit Erkern und Pavillons reich verzierte und bemalte Innenhöfe zeugen von dem ehemaligen Reichtum des Maharajas Madhu Singh I. Mit seinen 250 kg Gewicht benötigte er eine Gürtelweite von 1,80 m. Dass Geld allein aber nicht glücklich macht, zeigt uns der frühe Tod - wen wundert es - Herzverfettung mit nur 32 Jahren.
Im Hotel zurück rufen wir unseren Kontakt bei BMW an und sagen, dass wir die Tour mit dem Fahrer hier abbrechen wollen. Unsere Kontaktperson ist total entsetzt und verspricht uns, sich darum zu kümmern. Innerhalb von 10 Minuten haben wir eine Konferenzschaltung mit dem Typen von der Travelagency. Er behauptet noch ganz frech, dass sein Fahrer auf jeden Fall englisch könnte. Unsere Kontaktperson ist total cool und meint nur, das wäre ja ein leichtes rauszufinden und ruft unseren Fahrer auf Handy an. Uns wird dann angeboten, dass unser Fahrer immer bei der Travelagency anrufen soll, wenn wir uns nicht verständigen können. Meint er, dass wir eine Standleitung schalten sollen, oder wie? Nein, das geht nicht und wir bekommen einen neuen Fahrer zugesagt.
Prunk im Amber Fort
Wir fahren dann trotzdem mit unserem Fahrer noch zum Amber Fort, das ca. 11 km von Jaipur entfernt liegt. Auf der Fahrt dorthin kommen wir zunächst am Wasserschloss Jal Mahal vorbei. Der Palast in der Mitte eines Sees soll zu einem Luxushotel umgebaut werden. Hier halten wir uns aber nicht lange auf, denn die bettelnden Kinder sind hier ziemlich nervig. Da wir die einzigen Touristen sind, werden wir voll in Beschlag genommen.
Die Palastanlage von Amber ist ebenfalls ein Muss auf einer Reise durch Rajasthan, denn sie gilt als die schönste Festung Indiens. Allein die Lage ist schon gigantisch. Erbaut wurde sie 1727 von Jai Singh II.
Über die gesamte, die Festungsanlage umgebende Hügelkette zieht sich eine 18 Kilometer lange Burgmauer, die noch in sehr gutem Zustand ist.
Als wir wieder im Hotel zurück sind, telefonieren wir nochmal mit BMW. Für morgen früh um 7 Uhr ist ein neuer Fahrer organisiert. Wir kommen mit dem Preis dann sogar noch billiger weg, als vorher.
Neuer Fahrer, neues Glück
Am nächsten Tag steht unser neuer Fahrer Suresh vor der Tür. Ein Unterschied wie Tag und Nacht, er spricht super englisch, erzählt uns ganz viel über Land und Leute und beantwortet unsere zahlreichen Fragen. Er fährt sehr sicher und wir sind super happy...
Wir fahren zum Ranthambore Nationalpark. Dieser Park wurde bereits 1957 gegründet und zählt zu den schönsten in Indien. Hier soll man mit viel Glück noch einige der letzten in Indien lebenden Tiger zu Gesicht bekommen.
Mit ausgemusterten Armee-Lkws, wo man auf offener Ladefläche sitzt, geht es über holprige Pisten immer weiter in den Park hinein. Zunächst sehen wir außer Rehen, Kaimanen, vielen Vögeln, Affen und Pfauen nicht viel. Die savannenartige Landschaft regt jedenfalls die Phantasie an und wir können uns gut vorstellen, wie sich ein Tiger durch das hohe Gras an seine Beute heranschleicht.
Als wir die Hoffnung auf die Sichtung eines Tigers schon aufgegeben haben, kommt uns ein Jeep entgegen. Die haben offensichtlich etwas entdeckt! Unser Fahrer rast in halsbrecherischem Tempo über die Piste dorthin und tatsächlich! Wir bekommen zwar keinen Tiger, dafür aber einen Leoparden zu sehen. Ein super tolles Erlebnis, wie er da faul unter einem Baum liegt und uns ganz gelassen beäugt (das ist hier leider ein Suchbild geworden).
Allmählich wird es dunkel und wir müssen aus dem Park raus, was unser Fahrer auch mit seiner rasanten Fahrweise deutlich zeigt. Uns tun alle Knochen weh, als wir nach 4 Stunden wieder aus dem LKW steigen. Es ist schon dunkel, aber zum Glück hat unser Fahrer kein Problem damit, noch nach Ajmer zu fahren. Wir rufen aber im Hotel noch an, um Bescheid zu geben, dass es sehr spät werden wird.
Nachtfahrt nach Ajmer
Die Strecke ist der Horror! Es scheint so, als ob nachts alle Lkws Indiens unterwegs sind, ob beleuchtet oder unbeleuchtet - egal. Man muss tierisch aufpassen, dass man nicht voll einem hintendrauf donnert. Ansonsten ist hier nachts auch wieder alles Mögliche unterwegs. Wildschweine, die hier gezähmt durch die Straßen schnüffeln, Hunde, Affen, die über abenteuerlich verlegte Stromleitungen turnen, Fußgänger, Radfahrer, Rikshas, TucTuc, Mopeds, Pkws und Lkws, die total überladen sind. Es wird überholt, egal ob einer entgegen kommt oder nicht, aufblenden und ab durch die Mitte. Ob der Entgegenkommende dann am Straßenrand eine Vollbremsung hinlegen muss, entscheidet hier einfach der Stärkere. Komischerweise passiert aber nichts, weil jeder auf den anderen trotzdem aufpasst. Auch das Überqueren der Straße ist jetzt nicht so kompliziert, wie alle denken. Wir haben den Dreh inzwischen raus und schlängeln uns durch das ganze Gewühl. Niedergefahren wird man hier auf keinen Fall, im Notfall bremsen sie dann schon. Als wir dann endlich in Jaipur auf einen super schönen Expresshighway kommen, auf dem man sogar 100 km/h fahren kann (sonst nur so 40 km/h) sind wir heilfroh und kommen um 2 Uhr morgens in Ajmer an. Als wir vor unserem Haveli Heritage halten sind wir erst mal nicht so begeistert, aber das Innere überzeugt uns dann doch. Die Hauswirte machen einen sehr verschlafenen Eindruck, als sie die Tür öffnen. Die Armen haben wohl auf uns gewartet!
Ein Haveli ist ein altes Herrschaftshaus, das früher wie eine Karawanserei genutzt wurde. In der Mitte ist meistens ein Innenhof und oben die Zimmer. Wir haben ein sehr schönes, großes Zimmer und sind heilfroh ins Bett zu kommen. Leider ist der Verladebahnhof direkt nebenan und die Zugfahrer finden es wohl toll, die ganze Nacht ihr Signalhorn tönen zu lassen. Zum Glück haben wir unsere Ohrstöpsel, sonst wäre an Schlaf nicht zu denken.
Das Haveli ist ein Familienbetrieb und wir werden von der Mutter und Oma des Hauses mit allen möglichen Köstlichkeiten verwöhnt. Für heute Abend haben wir uns Lamm gewünscht.
Heiligster Tempel der Moslems in Ajmer
Ajmer ist mit dem Dargarh der bedeutendste Wallfahrtsort der Muslime in Indien. In Strömen kommen die Pilger hierher, um den muslimischen Heiligen Sufi zu ehren. Auch wir wollen dorthin, allerdings darf man dort im inneren Bezirk nicht fotografieren. Auch darf die Straße dorthin nicht mit Autos befahren werden und so müssen wir eine wirkliche Schreckensmeile bis dorthin zurücklegen. Es kommt uns vor, als ob sich hier alle verkrüppelten Bettler und Pilger des Landes versammelt hätten. Manche robben auf blutigen Knien daher, andere sind so verkrüppelt, dass sie nur auf dem Bauch entlangrobben können. Andere messen ihre Pilgerreise mit ihrer Körperlänge ab und werfen sich immer wieder in den Staub, vor sich eine Kokosnuss. Ich konnte leider noch nicht rausfinden, für was die ist.
Auf jeden Fall bietet sich uns ein schreckliches Bild und wir wundern uns nun überhaupt nicht mehr, dass wir hier noch keine Touristen gesehen haben. Außer den total abgemagerten, verstaubten und zerlumpten Pilgern sind natürlich eine riesen Masse an Bettelkindern da. Teilweise selbst noch Kinder haben sie ein Baby auf dem Arm. Natürlich sind wir als Westler ihr Beuteschema und so sind wir wirklich froh, am Ende dieser Straße vor der Moschee anzukommen. Überall will man uns Kopfbedeckungen andrehen, ich habe meinen Turban heute Morgen schon gebunden und brauche nichts.
Zum Glück nimmt sich uns ein sehr netter Guide an, der nicht mal Geld will. Er scheucht die Bettler erst mal weg und organisiert eine Kopfbedeckung für Graciela. Wir müssen unsere Sachen und die Schuhe abgeben und schon sind wir drin. Hier ist alles sehr friedlich und ruhig und wir sind heilfroh, mit Ajmal (so heißt unser Guide) auf den weichen Teppichen im Schatten der Moschee sitzen zu können. Hier erfahren wir einiges über den Sufi-Kult und mit einem Blumenteller ausgestattet, dürfen wir dann in das Allerheiligste, wo der Schrein des Sufi steht. Hier herrscht ein unglaublicher Duft von tausenden verstreuter Blüten. Die Stimmung ist wirklich einmalig und etwas Besonderes. Aber schnell werden wir wieder zum Ausgang gedrängt und hier ist dann Schluss mit beschaulicher Frömmigkeit, es geht zu wie im Taubenschlag. In den mit Stoffen überspannten Innenhöfen sitzen die Pilger oder ruhen sich aus. In riesigen Töpfen wird Essen zubereitet, das die Pilger bekommen. Wir bekommen hinterher noch Tee und geben eine Spende für die Armen ab.
Abends treffen wir dann zufälligerweise Ajmal mit seiner kleinen Tochter im InternetCafe beim Hotel..
Wir schlendern dann noch zur 2 1/2-Tage Moschee, die so heißt, weil sie in so kurzer Zeit erbaut worden sein soll. Hier sind wir für die Inderinnen begehrtes Fotoobjekt und wie schon so oft, werden wir mit ihnen zusammen mit dem Handy oder Fotoapparat abgelichtet. Dann müssen wir leider wieder durch diese üble Straße zurück zu unserem Fahrer Suresh, der am Ende der Straße auf uns gewartet hat.
Die Kinder vom Ekel-See
Unbedingt wollen wir noch an den See, der im Buch so schön beschrieben ist und auf dem man Boot fahren kann. Das kann man auch, aber der See ist eine einzige Kloake, auf dem die Scheiße im wahrsten Sinne des Wortes schwimmt. Trotzdem wird darin gebadet und Kleidung gewaschen, unfassbar das Ganze. Ich kann es echt nicht in Worte fassen, wie das aussah und gestunken hat. Um unseren Fahrer, der uns ja extra hierhergebracht hat, nicht ganz vor den Kopf zu stoßen, steigen wir aber trotzdem aus. Wir gehen kurz am Kloaken-See entlang und werden von vielen Kindern aus dem gegenüberliegenden Slum in Beschlag genommen, die alle ein Foto von sich machen lassen wollen. Hinterher wollen sie es im Display natürlich sehen. Die armen Kinder, die sich hier waschen und in dieser unfassbaren Siffe leben müssen. Zur Schule werden sie natürlich nicht geschickt, lieber schicken die Eltern sie zum Betteln auf die Straße. Die hier sind aber recht harmlos, wahrscheinlich ist an diesem "schönen" Plätzchen noch nie ein Tourist aufgetaucht. Die Lust zum Boot fahren ist uns hiermit total vergangen.
Von Suresh lassen wir uns dann noch zu einem Jain-Tempel fahren, der wunderschön ist. Innen mit dem tollsten Prunk und vergoldeten Figuren ausstaffiert. Es gibt kaum einen Platz an den Wänden, der nicht bemalt oder sonstwie mit Gold verziert ist. Und 1 km weiter leben diese armen Menschen im Dreck, da krieg ich gleich wieder eine super Wut!!!!
Für diesen Tag haben wir genug Eindrücke gesammelt und so wollen wir den Nachmittag im Hotel verbringen. Ich schreibe Tagebuch und endlich meine Postkarten und wir lassen es uns im kühlen Innenhof so richtig gut gehen. Zum Abendessen bekommen wir unser gewünschtes Lamm, das die Frauen der Familie für uns zubereitet haben. Einfach wahnsinnig lecker das Ganze. Dazu gibt es ein kühles Kingfisher Beer, das haben wir uns heute wirklich verdient.
Pushkar, heiligster Tempel der Hindus
Am nächsten Tag fahren wir nach Pushkar, das 11 km hinter Ajmer liegt. Hier ist die heiligste Pilgerstätte der Hindus in Indien. Hier soll auch wieder ein wunderschöner See sein, an dem die Menschen ihre Gebete sprechen und sich von ihren Sünden reinwaschen. Na, ich bin ja gespannt.
Suresh hat einen Guide organisiert, der uns im Tempel alles erklärt. Hier bekommen wir Blüten und Süßigkeiten, die man dann zum Heiligtum an den See tragen muss. Eigentlich habe ich überhaupt keine Lust, mich an einem Ritual zu beteiligen, an das ich sowieso nicht glaube.
Des lieben Friedens willen gehen wir dann aus dem Tempel raus und zum heiligen See, der mittlerweile auch schon verdunstet ist und sich erst nach dem Monsun wieder füllt. Nur ca. 4 große Becken, in der Art von Wasserreservoirs sind vorhanden, in denen sich die Leute waschen. Ich denke mir, das war´s, aber weit gefehlt. Ein anderer Typ nimmt uns in Beschlag, der mit uns zum Wasser geht und wir dann irgendein Gebet nachsagen sollen. Also so langsam reicht es mir und als der Typ in sein Gebet auch noch einen Geldbetrag einbaut, den wir sagen und hinterher spenden sollen, ist es mit unserer Geduld zu Ende. Ich sage ihm den lächerlichen Betrag von 100 Rupien und er ist total entsetzt, motzt uns direkt an. Wir teilen ihm mit, dass wir genügend für arme Leute von Deutschland aus spenden und es nicht nötig hätten, uns von ihm zu einem Betrag, wie er ihn vorschlägt (50, 100, 1000 EURO!!!!!) nötigen zu lassen. Sein Ritual beendet er daraufhin sehr abrupt und wir zahlen oben beim Spendeneintreiber 200 Rupien, damit wir nicht gesteinigt werden. Vor lauter Ärger mache ich hier nicht mal Fotos. Wir sind froh, wieder im Auto zu sein und regen uns noch tierisch über die Unverfrorenheit dieses Typen auf. Ich werde mich in Zukunft an derart Ritualen nicht mehr beteiligen. Ich bin weder Moslem noch Hindu und werde dankend ablehnen. Ich bin interessiert daran, was die Menschen glauben und mich interessieren auch die Rituale, aber mitmachen will ich dabei nicht.
Ekel-Alarm im Rattentempel
Als nächstes wollen wir zum Rattentempel Karni Mata von Deshnok.
Hier ist nicht nur der Tempel mit Rattenreliefs geschmückt, nein hier werden lebende Ratten und Mäuse verehrt, die dementsprechend heilig sind. Sie werden auch noch mit allen möglichen Leckerlis gefüttert, damit sie so richtig dick und fett werden. Es leben ca. 20.000 Ratten in diesem Tempel.
Die Legende besagt, dass Karni Mata im 14. Jahrhundert gelebt habe und noch zu Lebzeiten als Heilige verehrt worden sei. Ihr sei der tote Sohn einer Fürstenfamilie gebracht worden, um ihn wieder zum Leben zu erwecken. Daraufhin habe sie in Trace den Totengott Yama um die Herausgabe des verstorbenen Kindes gebeten. Yama habe jedoch geantwortet, er könne ihr die Seele nicht übereignen, da das Kind schon wiedergeboren sei. Daraufhin habe Karni Mata geschworen, dass niemand ihres Volkes je wieder das Totenreich des Gottes Yama betreten würde und die verstorbenen Seelen nach ihrem Tod als Ratte wiedergeboren würden. Wenn die verstorbenen Seelen das Leben als Ratte hinter sich haben, sollen sie als Barden wieder auferstehen. Barden waren in der Kulturgeschichte Indiens schon immer hochangesehene Personen und wurden verehrt.
Da man seine Schuhe bei allen Tempeln ausziehen muss, habe ich beschlossen, ein paar Socken zu opfern und mit Socken in diesen Tempel zu gehen. Graciela zieht sich in Ermangelung von Socken, zwei Plastiktüten über ihre Füße. Im Tempel stinkt es zum Himmel nach der Scheiße der netten Tierchen und um eine riesen Metallschüssel, in der Milch oder so was schwimmt, sitzen die Ratten und schlürfen daraus. An allen Ecken ist Tierfutter hingestreut und die Ratten sausen hier zu tausenden durch den Tempel. Boa, das ist so eklig und nichts für zarte Nerven. Mir saust sogar eine über den Fuß, eine Maus nagt an meinem Socken, pfui Teufel - ich sag euch, das ist wirklich total oberätzend.
Wenn man hier in dem Heiligtum eine Ratte verletzt oder gar tot tritt, wird das ziemlich teuer.
Als wir genügend Ekelfotos geschossen haben, verlassen wir den Tempel und ich schmeiße meine Socken gleich in den Müll.
Bikaner
In Bikaner angekommen sind wir zunächst einmal absolut begeistert von unserem Hotel mit Suite und angrenzendem Riesenbad. Auch hier sind wir wieder in einem Haveli untergebracht.
Bikaner wartet auch wieder mit einem Stadtpalast auf, der prunkvoller nicht sein könnte und den wir uns nachmittags anschauen. Der Stadtpalast, Junagarh-Fort genannt, wurde im 16. Jahrhundert von Raja Singh erbaut. Dieser Palast wurde von dem Vermögen der auf Kriegszügen angesammelten Beute erbaut und ist daher einer der prunkvollsten und schönsten Stadtpaläste Rajasthans. In dem Gewirr der Gänge und Zimmer den Überblick zu behalten ist gar nicht so einfach.
Abends fährt uns Suresh dann zu einem tollen Dachrestaurant, wo wir richtig fürstlich speisen. Nach der Erfahrung im Rattentempel haben wir uns das auch redlich verdient.
Durch die Wüste Thar nach Jaisalmer
Von Bikaner geht es am nächsten Morgen 320 km weiter westlich in die Wüste Thar. Hier, nahe der pakistanischen Grenze, ist das Militäraufgebot beträchtlich und überall sehen wir Camps in der Wüste. Es wird immer heißer, wir haben jetzt täglich ca. 30 Grad und die Sonne brennt vom Himmel. Heute ist es allerdings nicht so schön und tatsächlich haben wir Regen in der Wüste - allerdings nur 5 Minuten, dann ist alles wieder vorbei. Immer weniger Bäume wachsen hier und kurz vor der Wüstenstadt Jaisalmer, deren Fort wie eine Fatamorgana aus der Hitze auftaucht, gibt es die ersten Dünen.
Jaisalmer ist auf einem gelbbraunem Sandsteinhügel erbaut worden und wird auch die "goldene Stadt" genannt.
Wunderschön sind hier die Havelis, ehemalige Wohn- und Geschäftshäuser der zu Reichtum gekommenen Händler. Wenn man sich dieser Stadt, die auf einem Hügel thront und langsam aus dem Dunst sichtbar wird, nähert, kann man sich gut vorstellen, wie hier vor hunderten von Jahren die Rajasthanis mit voll beladenen Kamelen durch die Wüste Thar geritten sind.
Wie ein Traum aus 1001 Nacht erhebt sich der 80 Meter hohe Burgberg über die Neustadt,
Das Fort und die Altstadt sind wunderschön und die reich verzierten Häuser sind einfach ein Traum. Auch hier haben wir wieder ein tolles Hotel, das in Laufnähe zu allen Sehenswürdigkeiten liegt. Wir wollen uns die alten Havelis der Silberschmiede anschauen, die hier an Schönheit nicht zu überbieten sind.
Bei den Goldschmieden von Jaisalmer
Suresh bringt uns abends zu einer Silberwerkstatt, wo wir sehen können, wie die filigranen Schmuckstücke gefertigt werden. Natürlich ist ein Laden angeschlossen und ich kaufe zwei wunderschöne Ketten (Tigerauge und Saphir) sowie die dazugehörigen Ringe und Ohrringe. Wir müssen dann schnell verhandeln, denn von der Straße wird der Gestank der vielen Kühe immer stärker. Ein absoluter Horrortrip war der Weg hierher zu den Werkstätten und wir müssen aufpassen, nicht ständig in Kuhscheiße zu steigen. Es stinkt einfach unbeschreiblich!
Suresh hat mittlerweile schon 3 Stunden auf uns gewartet und als er dann nach Abschluss der Verhandlungen zu uns kommt und ich ihn frage, ob das Restaurant jetzt um 21.30 Uhr überhaupt noch offen hat, grinst er total dämlich. Ich denke mir nur "sag mal ist der besoffen oder was?" aber im Auto angekommen riechen wir nichts. Er fährt uns dann zu einem Dachrestaurant nicht weit vom Hotel, da angeblich das "The Trio" bereits zu hat, was natürlich nicht stimmte, denn wir probieren das am nächsten Abend aus. Wir essen recht gut und es gibt Live-Musik dazu. Als ich einmal auf den Parkplatz schaue, sehen wir Suresh am Auto entlangtorkeln, als ob er echt total breit wäre. Plötzlich ist uns alles klar, der ist absolut bekifft. Na klasse! Ich nehme mir vor, mich diesmal auf jeden Fall anzuschnallen.
Als wir runterkommen hat er die Musik-CD seines Autos auf volle Lautstärke gedreht und hüpft wie ein Geisteskranker vor den Musikern, die ja für das Hotel live gespielt haben hin und her. Boa, das ist ja wirklich oberpeinlich. Erst einen behinderten Driver und jetzt einen total Bekifften. Ohne ihn auch nur eines Blickes zu würdigen steigen wir ein und er fährt uns sehr langsam ins Hotel zurück.
Wieviel Frauen einer hatte...
Am nächsten Morgen ist Suresh zum Glück wieder fit und wir fahren zur Begräbnisstätte Bada Bagh. Es handelt sich hier allerdings um Kenotaphe, Scheingräber, die nur zur Erinnerung dienen. Ein Junge bietet sich an, uns zu führen und uns ein paar Sätze über die Stätte zu sagen. Als ich ihn frage, ob er denn auch zur Schule geht, zeigt er mir stolz sein Matheheft. Normalerweise sind wir ja nicht gewillt, Kindern Geld zu geben, aber hier wollen wir mal eine Ausnahme machen. Er erklärt uns in wirklich gutem englisch alles über die Bestattungen und so erfahren wir auch, dass sich viele Frauen der Maharadjas (Maharani genannt) mit deren Ehemännern haben verbrennen lassen.
Hier kann man jeweils sehr gut sehen, wie viele Frauen und Nebenfrauen ein Maharaja hatte.
Außerdem sind die Wände und Decken der älteren Gräber mit einer Art Stecksystem zusammengehalten.
Wir lassen uns dann von Suresh noch zum Bahnhof von Jaisalmer fahren, wo wir die Tickets für unsere Zugfahrt nach Jodhpur morgen kaufen wollen. Damit verabschieden wir ihn und geben ihm auch noch ein gutes Trinkgeld.
Fahrkartenkauf für den Zug - hier ist Geduld gefragt
Am Bahnhof erwartet uns dann der nächste Supergau. Klar, dass da eine ewig lange Schlange vor dem einzigen Schalter wartet. Auch klar, dass der Typ hinter dem Schalter im Einfinger-Suchsystem tippt und es dementsprechend länger dauert. Irgendwie kommt es uns so vor, als ob sich diese Schlange überhaupt nicht ändern wurde. Ständig läuft irgendjemand an der Schlange entlang bis vorne hin und hängt sich über die anderen drüber, um sein Ticket zu bekommen. Keiner von diesen Warmduschern sagt irgendwas. Graciela fragt dann einen Typen vor uns, wie's das geben kann. Der zuckt nur mit den Achseln. Irgendwann kommt dann eine Frau mit Kind, die von den anderen hinten Wartenden wohl vorgeschickt wird, um das Ticket zu holen. Der vor uns Stehende erklärt uns dann, weil sie eine Frau wäre dürfte sie vor. Na toll, und was sind wir, bitte schön! Als wir dann fast an der Reihe sind, stelle ich mich so breitschultrig wie möglich hin, blocke noch mit einem Arm den Zugang zu dem Schalter, Graciela auf der anderen Seite. Von rechts kommt dann ein Militärfuzzi daher, der meint, er hätte Trainproblems und schiebt einfach seinen Arm an mir vorbei durch die Schalteröffnung. Jetzt platzt mir wirklich der Kragen und ich erkläre ihm: "I don't care if you have train problems, we're standing here in line for 1 1/2 hours, and I'm not willing to let everyone just walk up here!" Er ist sichtlich bepisst, aber der Typ hinter dem Schalter schickt ihn weg. Die Ticketausstellung geht dann super schnell und wir atmen auf, dass wir es endlich geschafft haben.
Mit dem Tuc Tuc fahren wir dann endsgenervt ins Hotel zurück. Es ist brütend heiß, es stinkt wie die Seuche und eigentlich haben wir nicht mehr ganz so viel Bock rumzulaufen. Aber wir wollen ja heute noch schön im Dachrestaurant "The Trio" essen gehen.
Also raffen wir uns nach einer erfrischenden Dusche auf und schlendern nochmal durch die Altstadtgassen, wo das Leben abends tobt. Ich kaufe mir noch ein paar Blusen, einen Sari und so erfahren wir in einem der Läden, wie es um die Provision der Guides steht.
Dass unser Fahrer jedes Mal etwas bekommt, wenn er uns in einen Laden bringt und wir was kaufen, war uns ja schon klar. Hier erfahren wir aber, dass dieser Betrag ca. 35 - 45% beträgt. Da hat unser lieber Suresh ja ganz schön abgesahnt mit uns. Wir haben sicherlich in dem Silberladen und bei den Stoffen zusammen 500 EUR gelassen. Ein ganz netter zusätzlicher Verdienst für ihn. Über unser Trinkgeld von 2000 Rupien wird er wahrscheinlich nur gelacht haben (ca. 35 EUR).
Im "The Trio" lassen wir uns dann zum Sonnenuntergang gemütlich auf Sitzkissen auf dem Boden nieder und speisen ganz fürstlich. Essen gehen ist hier wirklich mit ca. 5-20 EUR je nach Location super billig (für beide versteht sich). Wir haben einen tollen Blick auf die Altstadt, die später im Dunkeln angestrahlt wird.
Vom "The Trio" laufen wir dann durch die engen Strassen mit offener Kanalisation zurück zum Hotel. Dort organisieren wir für den nächsten Tag ein Tuc Tuc, das uns zum Bahnhof bringt. Der Service vom Hotel war wirklich super. Jedesmal, wenn wir heimkamen hatten wir eine neue und kalte Flasche Wasser bekommen, auch 2 wenn wir wollten, die Zimmer waren super sauber, wir hatten die Suite für 1500 Rupien (25 EUR) und das Frühstück war auch sehr lecker. Internet gab es an der Rezeption auch umsonst.
Zugfahrt nach Jodhpur
Für die Zugfahrt kaufen wir noch ein bisschen was zum Essen ein und fahren mit dem Tuc Tuc zum Bahnhof.
Der Zug ist voll mit Militärleuten und in unserem Abteil singenden Frauen, die sich gegenseitig mit Henna verschönern. Der Zug ist absolut pünktlich, leider haben wir nur noch eine Stunde lang Tageslicht und fahren dann im Dunkeln nach Jodhpur weiter. Die Fahrt dauert 5 Stunden, da natürlich an jedem kleinen Dorf gehalten wird. Langweilig wird es trotzdem nicht, denn es sind nur Inder im Zug und wir haben jede Menge zu schauen.
In der Bahnhofshalle von Jodhpur liegen die Leute auf dem Boden und schlafen und warten auf ihren Zug, der wahrscheinlich endlos verspätet ist. Ich denke, wir haben ziemliches Glück gehabt, denn die indischen Züge und deren Fahrpläne haben einen sehr schlechten Ruf.
Wer werden dort von einem Fahrer abgeholt und in unser Hotel gebracht, das von einem parkähnlichen Garten umgeben ist. Es ist sehr schön hier, aber dennoch etwas unpersönlich. Wir sind durch die familiär geführten Hotels schon etwas verwöhnt. Hier läuft alles im britisch-steifen Stil ab.
Jodhpur, die blaue Stadt
Jodhpur hat rund 1 Million Einwohner und ist heute die zweitgrößte Stadt Rajasthans. Früher war sie Hauptstadt des ehemaligen Königreichs ,,Marwar". Gegründet wurde Jodhpur 1459 von einem Rajputenfürsten.
Jodhpur heißt auch "blue city" oder die Stadt des Lichts, weil die Häuser der Altstadt fast alle in leuchtendem Blau gestrichen sind. Die Farbe Blau sollte zeigen, welche Bewohner zur Kaste der Brahmanen gehören. Mittlerweile haben auch andere Kastenzugehörigen ihre Häuser blau gestrichen.
123 Meter hoch thront das Meherangarh-Fort über der Stadt. 1459 wurde mit dem Bau begonnen, weite Teile der bis heute erhaltenen Bausubstanz stammen aus der Periode des Maharajas Jaswant Singh (1638–1678). Die Festung befindet sich noch heute im Besitz der Nachfahren. Am nächsten Morgen lassen wir uns mit einem TucTuc dorthin bringen.
Der Blick vom Meherangarh-Fort ist wunderschön und auch die Innenräume des Palastes stehen dem in Bikaner um nichts nach. Wir nehmen auch hier wieder einen Audioguide und sind dann tatsächlich 3 Stunden dort.
Hier findet sich auch ein makabres Beispiel des Sati-Kultes. Falls in früheren Zeiten der Mann vor der Frau starb, ließ sich diese mit ihrem Mann auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Der Sati-Kult wurde eingeführt, damit die Frauen ohne ihre verstorbenen Männer nicht mittellos zurückblieben. Mittlerweile steht auf die Ausübung dieses Kultes die Todesstrafe, es soll aber immer noch praktiziert werden. Am Eingangstor zum Fort findet man die Handabdrücke der Frauen, die sich mit ihren Männern mitverbrennen ließen.
Wir genießen dann noch den traumhaften Blick von den Burgmauern auf die Stadt.
Aus dem unteren Stadttor verlassen wir das Fort und befinden uns gleich wieder mitten im Trubel. Wir schlendern durch die Gassen und lassen uns treiben. Es gibt viel zu Schauen und zu entdecken.
Jodhpur ist auch bekannt für seine Gewürzvielfalt und so landen wir nach unserem Rundweg durch die Gassen am Markt bei dem Uhrturm. Der Markt ist wirklich sehr schön. Tausende von Obst- und Gemüseständen, Gewürzstände und alle möglichen anderen Händler. Ich will unbedingt Koriander, Zimt, Safran, Curry und Kreuzkümmel kaufen. Der Händler zeigt uns dann noch, wie man guten vom nicht so gutem Safran unterscheidet. Nur ganz wenig von dem Gewürz kommt in einen Topf mit Milch. Wenn es guter Safran ist, verfärbt sich das Wasser sofort gelb. Ansonsten ist er von minderer Qualität. Ein Paradies von Gerüchen und Eindrücken ist dieser Markt. Ich könnte stundenlang durch die Gassen wandern, aber wir müssen auch noch zum Postamt.
Wir wollen dorthin zu Fuß gehen, was aber keine so gute Idee ist. Wir bekommen fast eine Bleivergiftung von den Abgasen der dort auf den Hauptstraßen fahrenden TucTucs, Bussen und Pkws. Fahren die hier mit Heizöl rum oder was schütten die da in die Tanks rein? Wir haben eigentlich gedacht, dass wir in Delhi gelernt hätten, die Straße zu überqueren, aber hier sind wir nochmal ganz schön gefordert. Ständig muss man ja auch darauf achten, dass man nicht in die nächstbeste Kuhkacke oder in sonst was Ekliges tritt. Wir kommen dann an der städtischen Müllkippe vorbei, die sinnigerweise mitten in der Stadt aufgetürmt ist. Da es ja auch immer heißer wird, stinkt es natürlich auch immer mehr. Keine Ahnung, was da alles verrottet, aber so was habe ich in meinem ganzen Leben noch nie gerochen. Die Mülltonnen, die bei uns im Sommer vielleicht mal etwas müffeln sind wirklich Rosenduft dagegen. Und gleich am Rand des Müllberges leben wieder die Ärmsten der Armen. Nicht mal durch den Mund zu atmen hilft hier, man schmeckt den Gestank förmlich.
Bei der Post angekommen, wird uns mitgeteilt, dass heute nur noch der Schalter offen hat, der die Briefmarken abstempelt. Der Schalter mit den Briefmarken, macht erst morgen um 9 Uhr wieder auf. Na gut, also greifen wir uns ein Tuc Tuc, denn laufen wollen wir keinen Meter mehr und fahren damit zum Hotel zurück.
Am nächsten Tag haben wir noch Zeit, bevor wir zum Flughafen gebracht werden, um zum Postamt zu fahren. Wir stehen als erstes am Schalter, aber der Master der Briefmarken ist noch nicht da. Haben wahrscheinlich auch gleitende Arbeitszeit. Als er dann endlich auftaucht, drücken sich gleich wieder rechts und links von uns ein paar Leute rein, die ich freundlich lächelnd wegschiebe und dem Herrn hinter Schalter gleich unseren Wunsch auf 16 Briefmarken entgegenrufe, damit nicht einer der anderen Drängler uns zuvorkommt. Hier kosten alle Postkarten, egal wohin, gleich viel.
Varanasi - nichts für schwache Nerven
Dann geht es zum Hotel und mit dem Taxi zum Flughafen. Hier haben wir nach dem Einchecken erst mal Stromausfall. Da Graciela gerade weg ist, um was zum Essen zu kaufen, greife ich mir ganz schnell unsere 3 Gepäckstücke, denn in der totalen Dunkelheit, hätten die Langfinger natürlich leichtes Spiel. Wir fliegen mit einem Übernachtungsstopp über Delhi, wo wir pünktlich ankommen. Dort werden wir diesmal vom richtigen Fahrer des "Cottage Yes Please" abgeholt. Es ist wirklich witzig zu sehen, wie falsch man meinen Namen schreiben kann und das bei 4 Buchstaben. Ich glaube wir hatten schon alle Varianten, die man sich so vorstellen kann. Dann geht es wieder durch den Trubel Delhis zum Hotel.
Graciela hat auf Delhi überhaupt keinen Bock mehr, aber wir müssen nochmal los, denn wir brauchen noch Hosen für das Holi-Festival, das am 1.3. stattfindet. Ich finde schließlich eine absolut hässliche senffarbene Aladin-Hose, die man dann wirklich nur noch wegschmeißen kann und Graciela nimmt notgedrungen eine weiße Trainingshose. Na, das wird ja Klasse werden! Dann gehen wir nur noch was essen, unser Konto beleihen und ab ins Bett.
Noch ein paar Worte zum Holi-Festival: Holi ist ein aus der hinduistischen Überlieferung stammendes indisches Frühlingsfest. Es wird ausgelassen gefeiert und man besprengt und bestreut sich gegenseitig mit gefärbtem Wasser und gefärbtem Puder. Da wir dann aber bereits in Goa waren, haben wir von dem ganzen Spektakel nichts mitbekommen, was uns auch ganz Recht war. Denn wie wir gehört haben, bekommt man das Zeug tagelang nicht von der Haut und aus den Haaren.
Am nächsten Tag fliegen wir weiter nach Varanasi. Varanasi, auch Benares genannt, liegt am 2511 km langen Fluß Ganges und hat ca. 1,2 Millionen Einwohner.
Auch hier werden wir von einem Fahrer des Hotels abgeholt. Der hat einen Fahrstil, dass es einem schlecht werden könnte. Mit einem Affenzahn schlängelt er sich durch die Autos. Die Inder wissen jedenfalls genau wie breit ihr Auto ist. Irgendwann stecken wir dann im Mammutstau fest. Es sieht so aus, als ob jeder nur noch in die Mitte der Kreuzung fahren würde. Dass die Ampel rot ist, juckt keinen, der Polizist in der Mitte hat ein Tuch vor den Mund gebunden und fuchtelt wild mit den Armen. Irgendwie schaut da aber auch keiner drauf. Endlich entwirrt sich wie von Zauberhand das Ganze und es geht weiter.
Wir halten dann an einer Hauptstraße an und der Fahrer meint, zum Hotel könnte man nicht fahren, wir müssten laufen. Die Gegend sieht auch wieder aus wie ausgekotzt. Mit zwei Jungs vom Hotel, die uns das Gepäck tragen, müssen wir ca. 10 Minuten durch übelste Siffgassen gehen. Na, da bin selbst ich jetzt mal gespannt, wo wir landen werden. Aber bei 2500 Rupien (40€) die Nacht, kann es ja nicht das letzte Loch sein.
Endlich sind wir am Shiva Ganga View Guest House angekommen, das innen wirklich ganz nett ist mit einem Innenhof und Zimmer in allen 3 Stockwerken. Für 100 Rupien (1,50€) pro Person wird uns sogar noch eine Bootsfahrt für 2 Stunden angeboten.
Zuerst wollen wir aber zum Ganges laufen, denn was wir darüber wissen, ist nicht gerade das Positivste:
Der Ganges entspringt im indischen Himalaya und mündet in Bangladesh ins Meer. Den meisten indischen Regionen ist die Ganga, wie die Inder den Ganges nennen, heilig. Die Verschmutzung des Flusses ist enorm. Täglich werden über 1,2 Milliarden!! Liter vergiftetes Abwasser eingeleitet, allein in Kalkutta sind es 320 Millionen Liter. Wir sind zum Glück noch davor. Die Belastung durch Kolibakterien ist 2000 Mal höher, als in Indien erlaubt und das Wasser enthält hohe Konzentrationen von Cyaniden, Arsen, Blei, Zink, Chrom und Quecksilber. Dazu kommen noch Exkremente und Leichenreste sowie Cholera- und Typhusbazillen. Einzig positiver Nebeneffekt: selbst die malariaerregenden Moskitos brüten dort nicht mehr.
Trotzdem gilt es als besonders erstrebenswert für strenggläubige Hindus, in Varanasi im Ganges zu baden sowie dort einmal zu sterben und verbrannt zu werden. Entlang des Flusses ziehen sich kilometerlange Uferbefestigungen hin, die sogenannten Ghats, an denen auf der einen Seite die Gläubigen baden und wenige Meter weiter die Leichen der Verstorbenen verbrannt werden. Die Asche streut man anschließend ins Wasser. Ein Bad im Ganges soll von Sünden reinigen, in Varanasi zu sterben und verbrannt zu werden soll vor einer Wiedergeburt schützen.
Dann mal ab in die Fluten! Oh Gott, nein, selbstverständlich haben wir das nicht gemacht. Nicht den kleinen Zeh möchte ich da reinhalten.
Nun stehen wir also hier am Ufer und es sieht eigentlich recht schön aus wie sich die Stadt am Fluss entlang streckt.
Wäsche wird hier auch gerade gewaschen, mich wundert, dass in dieser Dreckbrühe noch irgendwas relativ weiß werden kann.
Plötzlich stehen wir an einer der Verbrennungsstätten, was wir erst gar nicht realisiert haben. Ich packe sofort meine Kamera weg, denn das ist hier gar nicht gern gesehen. Es spricht uns natürlich gleich ein selbsternannter Guide an, wir lehnen dankend ab. Er wird ziemlich stinkig und scheucht uns weg. Gerne treten wir den Rückzug an. So genau muss ich das auch gar nicht sehen. Mir reicht schon der Anblick des Hospiz, wo die armen Leute auf den Tod warten, um dann hier verbrannt und in den Ganges geworfen zu werden. Außerdem liegen hier Stapel von Ästen und Baumstämmen bereit, die für so eine Verbrennung benötigt werden. Der süßliche Gestank von verbranntem Menschenfleisch und die aufgeschichteten Scheiterhaufen geben einem echt den Rest. 24 Stunden lang brennen hier 4-5 Scheiterhaufen.
Gegen Abend bekommen wir dann vom Boot aus einen noch besseren Überblick über die Stadt, die wirklich sehr malerisch am Ufer des Flusses liegt. Ich hoffe nur, dass das Boot dicht ist und unser Guide mit seinen Paddeln nichts von dieser verseuchten Brühe in unsere Richtung spritzt.
Natürlich werden wir auch an das Verbrennungsghat gebracht und unser Bootsmann fährt besonders nah ran. Das wollen wir eigentlich gar nicht, aber scheinbar denkt er, dass alle Touristen nur das wollen. Von Tüchern bedeckt sehen wir dann zwei Leichen dort liegen, die darauf warten verbrannt zu werden. Es stinkt nach verbranntem Fleisch und ein Hund nagt die Reste irgendeines menschlichen Knochens ab. Wie wir erfahren, verbrennen zum Beispiel gerade die Beckenknochen von Frauen nicht vollständig. Diese werden dann einfach dem Ganges übergeben, wie wir hier aus nächster Nähe beobachten können, Denn einer der Krematoren wirft ein verkohltes Hüftgelenk direkt neben unser Boot ins Wasser. Jetzt reicht es uns endgültig.
Graciela ist schon kreidebleich und mir ging es auch schon mal besser. Wir sagen unserem Guide, wir hätten genug gesehen und er fährt wieder zurück zum Hauptghat, wo eine Zeremonie im Gange ist, die wir dann von dem Dach eines Hausbootes aus sehen können. Was genau da vor sich geht, verstehen wir nicht, hat aber wohl etwas mit den Feierlichkeiten vor Holi zu tun.
Das ist nochmal ein ganz schöner Abschluss der Bootstour und wir werden ins Hotel zurück gebracht, wo wir dann Abendessen bekommen. Hier gibt es nur vegetarisches Essen, aber super lecker.
Zum Glück sind Moskitonetze über unseren Betten, denn hier gibt es durch den Fluss viele Mücken.
Noch vor dem Sonnenaufgang klingelt am nächsten Morgen der Wecker und wir treffen uns mit unserem Bootsguide, um nochmal eine Tour zum Sonnenaufgang zu machen. Heute Morgen sind die Häuser von der aufgehenden Sonne beschienen, die Menschen pilgern mit goldenen Schalen zum Ganges, um dort ihr rituelles Bad zu nehmen. Mit den goldenen Schalen wird Wasser aus dem Ganges geschöpft und über den Körper gegossen, danach muss man komplett mehrmals untertauchen.
Unser Guide erzählt, dass nur Menschen verbrannt werden, die älter als 10 Jahre alt sind und eines natürlichen Todes gestorben sind, alle anderen werden mit Gewichten einfach so in den Ganges geworfen. Pfui Teufel, nicht mal einen Tropfen dieses verseuchten Wassers möchte ich irgendwo hinbekommen. Wir erwarten jeden Moment dass eine Hand oder ähnliches an uns vorbeischwimmt. Hier ist wirklich das Horrorkabinett. Aber durch den Glauben oder was auch immer, werden sie von dem Wasser offensichtlich nicht krank. Selbst Zähne werden damit geputzt, also wirklich unfassbar!
Am Nachmittag trennen wir uns. Graciela möchte eine Seidenspinnerei besichtigen, ich möchte nochmal an den Ghats entlang laufen.
Alles in allem war Varanasi ein unvergessliches Erlebnis und vielleicht sehen wir den Tod einfach aus einem "falschen" Blickwinkel. Ohne die Religion und den Glauben würde in Indien vieles nicht so funktionieren, wie es das eben tut. Man ist nun mal in eine Kaste geboren, dagegen kann man nur etwas tun, wenn man im jetzigen Leben ein guter Mensch ist. Deswegen können auch Arm und Reich direkt nebeneinander existieren, ohne dass Hass oder Neid aufkommt. Wir nehmen viele Eindrücke aus dieser Stadt mit uns mit, die uns auch sehr nachdenklich gemacht hat.
Timeout an den Stränden von Goa
Wir fliegen am Nachmittag von Varanasi nach Goa, wo wir die letzten Tage einfach am Strand liegen und uns erholen wollen, denn die Reise war sehr strapaziös.
GOA, wir sind im Paradies angekommen. Zunächst kommt es uns aber nicht wirklich so vor. Es ist heiß, schwül, tropisch. Wir kommen mitten in der Nacht am Flughafen an. Der Fahrer ist total bekifft und sieht im Dunkeln wohl überhaupt nichts mehr. Wir brauchen ewig für die 80km lange Fahrt vom Flughafen zu unserer Unterkunft am Palolem Beach, dem schönsten Strand ganz im Süden Goas.
Wir haben eine schöne Hütte im Hotel Dreamcatcher in einem Palmenhain, ein gutes Restaurant mit leckerem Milchkaffee direkt am Beach und jeden Tag Sonne, Palmen und Meer.
Ein Henna-Tattoo muss es am Schluss auch noch sein, eines am Fuß, das andere an der Schulter.
Auf unseren Strandspaziergängen entdecken wir ganz am Ende des Strandes noch eine Hängebrücke, die zu schönen Bambushütten und einem Restaurant führt. Hier verbringen wir bei leckerem Essen und einem gigantischen Sternenhimmel unseren letzten Abend. Wir können uns noch gar nicht vorstellen, morgen wieder in Delhi zu sein.
Zurück in Delhi
Aber wir tun uns tatsächlich nochmal einen Tag Old Delhi an. Zunächst besichtigen wir das Raj Ghat, die Begräbnisstätte von Mahatma Gandhi. Mahatma Gandhi wurde am 2. Oktober 1869 geboren und fiel am 30. Januar 1948 einem Attentat zum Opfer. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts setzte sich Gandhi gegen die Rassentrennung und für die Gleichberechtigung der Inder ein. Danach entwickelte er sich ab Ende der 1910er Jahre in Indien zum politischen und geistigen Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Gandhi forderte die Menschenrechte für Unberührbare und Frauen und trat für die Versöhnung zwischen Hindus und Muslimen ein. Schon zu Lebzeiten war Gandhi weltberühmt, für viele ein Vorbild und so anerkannt, dass er mehrmals für den Friedensnobelpreis nominiert wurde.
Die Jama Masjid ist die größte Moschee Indiens und eine der größten der Erde. Erbaut wurde die Moschee von Shah Jahan zwischen 1650 und 1656. Der Hof ist über 90 Meter lang, so dass hier mehr als 20.000 Gläubige Platz finden. An jedem Ende der Arkaden ragt ein Minarett auf. Der Bau ist aus rotem Sandstein errichtet, die Fassade mit weißem Marmor verkleidet, in den persische Inschriften eingelassen sind. Auch die Kuppeln bestehen aus weißem Marmor, die Streifen aus schwarzem Marmor. Die nach Mekka ausgerichtete Gebetshalle wird von 260 Säulen gesäumt. Auf eines der Minarette kann man hinaufsteigen und so genießen wir von oben noch ein letztes Mal den Blick auf den Trubel von Old Delhi.
Auch unsere BMW-Außenstelle besuchen wir und der Unterschied zwischen Old Delhi und der Geschäftswelt Delhis könnte größer nicht sein.
Mein Fazit zu der Reise: ich würde immer wieder nach Indien fahren und ich rate jedem, der hier in Deutschland ständig am Nörgeln ist, fahrt dort hin und schaut euch an, wie dort das Leben ist. Ihr werdet danach wieder wissen, was ihr habt und wie gut es euch geht.
Auch wenn es manchmal noch so übel war, gestunken hat, und es uns wirklich schlecht wurde, so war es doch trotzdem sehr interessant und auch wieder schön. Es gab Ecken, da war es wie in 1001 Nacht, die Paläste sind mit Prunk nur so angefüllt. Man muss es allerdings auch verkraften können, dass man danach wieder an bettelarmen Menschen vorbei geht, während man selbst im Hotel ein leckeres Menü zu sich nimmt. Aber das ist Indien, man wird es auch mit einer Geldspende an die Bettler nicht verändern können. Das müssen die Menschen dort selbst schaffen.
Der Abschied von Indien fällt mir nach diesen 3 Wochen nicht leicht, denn auch wenn wir viel Schreckliches gesehen haben, so macht Indien doch eines aus: seine Menschen, die trotz ihrer Armut und ihres Elends fröhlich, liebenswert und hilfsbereit sind.
Was man im Vorfeld für Indien auf jeden Fall braucht, ist das Kultur-Schock Buch. Wer das vorher nicht gelesen hat, sollte nicht dorthin fahren. Und wenn man nach dem Lesen des Buchs immer noch hinwill, dann los!
Der Lonely-Planet Führer soll sehr gut sein, ich hatte allerdings das Buch von Reise-Know-How dabei.
Eine Landkarte hatten wir nicht dabei, da wir anfangs einen Fahrer hatten und später dann mit Zug und Flugzeug unterwegs waren. Wer individueller durch das Land reist, sollte sich die Reise-Know-How oder Freytag & Berndt Karte holen. Beider Maßstab ist nicht besonders, aber als Übersicht denke ich reicht es. Ansonsten einfach auf Offline-Karten im Smartphone zurückgreifen.
Vielleicht auch nicht schlecht, wäre das Kauderwelsch-Buch Hindi Wort für Wort, um zumindest ein paar Worte zu können. Wir hatten es nicht dabei, die meisten Menschen, die viel mit Touristen zu tun haben, können englisch.
Hier findet ihr eine interaktive Karte, auf der ihr euch in die Route rein- und rauszoomen könnt.
Für noch mehr Fotos schaut gerne hier in das Fotoalbum von Indien rein.